Manchmal werden wir von einer Krise überrollt, auf die wir uns quasi über Nacht einstellen müssen. Ja, das trifft auf die Corona-Pandemie zu, aber auch auf viele kleinere berufliche Überraschungen. Um bei Corona und dem Jahresende 2020 zu bleiben: Gerade dachten wir, wir hätten das Schlimmste überstanden. Gerade haben wir uns in Sicherheit gewogen, aufgeatmet, und schon werden wir eines Besseren belehrt. Zu früh gefreut.
Wie können wir in so einer Situation einen klaren Kopf bewahren? Wie verlieren wir uns nicht im Chaos sondern schaffen es, Dinge zum Besseren zu beeinflussen? Einige Tools aus dem Systemischen Coaching helfen uns dabei.
Krise, was ist das eigentlich genau?
Eine Krise ist eine neue, überraschende Entwicklung zum Schlechten. Eine Art Wendepunkt, an dem sich Themen zuspitzen und entscheiden. Wir werden mit neuen Dingen konfrontiert und wissen nicht, wie wir mit ihnen gut umgehen können. Wie denn auch, wir kennen sie ja noch nicht.
Deshalb passen unsere üblichen Verhaltensweisen und Strategien nicht mehr. Wir sind orientierungslos und aufgewühlt. Was auch völlig in Ordnung ist, denn es ist wirklich etwas aus der Ordnung geraten. Es ist normal, dass es uns nicht gut geht, wie könnte es auch? Die gute Nachricht ist: eine Krise ist kein Dauerzustand, sondern vorübergehend. Sie geht vorbei.
Warum fühlt es sich so schlimm an?
Wir sind zufrieden und fühlen uns gut, wenn unsere Grundbedürfnisse erfüllt sind. Natürlich sind Aspekte wie Sicherheit, Nahrung, Arbeit und so weiter am wichtigsten. Aber was ist mit den psychischen Bedürfnissen, wenn die wichtigste Grundversorgung gesichert ist? Prof. Grawe formuliert vier davon:
- Nähe und Zugehörigkeit
- Kontrolle und Selbstbestimmung
- Lust
- Selbstwert
Diese Grundbedürfnisse erklären, warum sich Krisen so schlimm anfühlen. Wir haben nicht mehr die Kontrolle über unseren Alltag, können (wieder am Beispiel Corona) unsere Lieben nicht treffen, nicht die Dinge tun, die uns Spaß machen, vielleicht unseren Beruf nicht ausüben. All unsere Bedürfnisse sind nicht erfüllt.
Schon wieder eine gute Nachricht: Wenn wir unsere Bedürfnisse kennen, können wir auch etwas tun, um sie zu erfüllen. Denn: wir können sie zwar nicht so befriedigen wie wir es gewohnt sind, aber vielleicht auf einem anderen Weg. Ein kleiner Test: Auf einer Skala von 1 bis 10, wie sehr ist ihr Bedürfnis nach Nähe aktuell erfüllt? Und was können sie tun, um auf der Skala einen Schritt weiter zu kommen?
Sich aus der Krise lösen
Mitten in einer Krise ist es sehr schwer, sich aus der bedrohlichen Situation zu lösen und mal wieder eine andere Perspektive einzunehmen. Da hilft auch kein "Entspann dich doch mal", "Sieh das Positive" oder "Hör auf zu grübeln". Dabei hilft es so sehr, den Blick mal hochzunehmen, nach links und rechts zu schauen und festzustellen: vor mir liegt ein tiefes, dunkles Tal, ja. Aber dahinter, da steht ein Schloss auf dem Berg, und links und rechts führen Wege aus dem Tal heraus.
Wie ist es möglich, diesen weiten Blick auf die Dinge zu bekommen? Auf neue Gedanken zu kommen und sich zu erinnern, was man alles kann? Die Bedrohlichkeit der Krise zu hinterfragen und sich aus ihr zu befreien? Vier Vorschläge dazu:
All diese Methoden unterstützen uns dabei, uns aus der Krise zu lösen und auf andere Gedanken zu kommen.
Die Krise aktiv meistern
Wenn die Krise nicht mehr den Anschein einer bedrohlichen Katastrophe hat, ist es auch wieder möglich, zu handeln und die Zukunft aktiv zu gestalten.
Nur: wohin sich bewegen? Was genau tun? Das ist oft gar nicht so leicht zu erkennen. Da hilft manchmal nur das polynesische Segeln. Gunther Schmidt hat dieses Prinzip aufs Coaching übertragen. Es bedeutet: auch ohne Landkarte und ohne Ziel einfach mal lossegeln. Dahin, wo es leicht ist, wo der Wind einen hinträgt. Von einer Insel zur nächsten, ohne zu wissen, wo man landet. Unterwegs werden sich bestimmt Chancen ergeben oder neue Türen zeigen. Das heißt also: manchmal reicht es, einfach anzufangen. Und sich damit die Bedürfnisse nach Selbstbestimmung und Lust zu erfüllen.
Drei weitere Ansätze aus dem Coaching, wieder aktiv zu werden:
1. Der äußere „Circle of concern“ (meine Übersetzung: Betroffenheits-Kreis) beinhaltet alles, worum unsere Gedanken kreisen. Dinge die uns ärgern, Sorgen bereiten und unsere Aufmerksamkeit beanspruchen. Corona, das Wetter, die Wahlen in den USA.
2. Der mittlere „Circle of influence“ (meine Übersetzung: Einfluss-Kreis) beinhaltet alle Dinge, auf die wir direkt Einfluss nehmen und die wir dadurch zumindest mitgestalten können.
3. Der innere und kleinste „Circle of control“ (meine Übersetzung: Kontroll-Kreis) besteht nur aus Dingen, die wir kontrollieren können. Hier haben wir den höchsten Einfluss.
Welcher Kreis nimmt in ihrem Alltag den größten Raum ein? Ziel ist es, unsere Energie immer mehr auf den Einfluss- und den Kontroll-Kreis zu konzentrieren. Bei jeder Sorge können sie sich fragen: Kann ich die Situation beeinflussen? Mit einem Aufwand, der es mir wert ist? Falls nicht ist jedes Grübeln darüber Zeitverschwendung.
Natürlich können auch all diese Tools die Krise nicht abrupt stoppen. Aber sie können uns helfen, uns immer wieder rauszuziehen aus schwierigen Momenten und Dinge zum Besseren zu beeinflussen. Wollen sie sich auf diesem Weg von mir als Coach begleiten lassen? Ich freue mich auf Ihre Nachricht!
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